
Die slowakische Industrie steht vor einer harten Bewährungsprobe. Die aktuellen Herausforderungen in diesem Sektor spiegeln sich deutlich in den finanziellen Ergebnissen der Unternehmen wider – Železiarne Podbrezová bildet da keine Ausnahme. Trotz erheblicher Verluste im vergangenen Jahr investiert das Unternehmen weiterhin in die Modernisierung seiner Produktionstechnologien, um auf dem europäischen und globalen Markt wettbewerbsfähig zu bleiben.
Wir sprachen mit Marian Kurčík, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Finanzvorstand von Železiarne Podbrezová, über die aktuellen Herausforderungen, Strategien und Perspektiven.
Aus finanzieller Sicht war 2024 kein gutes Jahr für Ihr Unternehmen. Was waren die Hauptgründe?
– Das vergangene Jahr war in der Tat sehr schlecht – vermutlich das schlechteste in der neueren Geschichte von Železiarne Podbrezová. Es war geprägt von Auftragsmangel, geringer Nachfrage nach unseren Produkten, niedrigen Verkaufspreisen und vor allem hohen Strom- und Gaspreisen. Derzeit haben wir etwa 70 % unseres Energiebedarfs durch langfristige Verträge abgesichert, aber der Preis ist nach wie vor hoch. Den Rest mussten wir am Spotmarkt kaufen, wo die Preise sehr volatil sind und sich negativ auf unsere Finanzergebnisse ausgewirkt haben. Für ein energieintensives Unternehmen wie unseres ist dieser Effekt noch gravierender.
Der finanzielle Verlust lag bei über 30 Millionen Euro. Gibt es Möglichkeiten, diesen Betrag zumindest teilweise zu decken?
– Zum Glück konnten wir auf finanzielle Rücklagen zurückgreifen, die wir insbesondere im wirtschaftlich erfolgreichen Jahr 2022 aufgebaut haben. So konnten wir den Verlust zumindest teilweise abfedern. Positiv ist, dass wir unsere geplanten Investitionen fortsetzen und alle notwendigen Material- und Energieinputs sichern konnten. Auch die Löhne unserer Mitarbeiter wurden pünktlich gezahlt – das war für uns oberste Priorität.
Wie ist die wirtschaftliche Lage im laufenden Jahr?
– Leider sehr ähnlich wie im Vorjahr. Die Preise für Strom und Gas sind zwar leicht gesunken, aber der Rückgang ist marginal – der Kampf gegen die hohen Energiekosten geht weiter. Die Nachfrage nach unseren Produkten und die Marktpreise haben sich kaum verändert. Wir erwarten im zweiten Quartal eine leichte Verbesserung, da das Auftragsvolumen um einige Prozentpunkte gestiegen ist. Es gibt Nachfrage nach gewalzten und auch präzisen Rohren. Die Lage beim Absatz von Stahlblöcken bleibt jedoch ungünstig. Laut unseren Händlern könnten die Preise für unsere Produkte ab Mai leicht steigen. Somit könnte sich die Situation ab dem nächsten Monat und vielleicht auch im Juni leicht verbessern. Wir werden sehen, wie sich die wirtschaftliche Lage in der zweiten Jahreshälfte entwickelt.

Diese Situation beeinflusst auch die Zusammenarbeit mit den Banken. Wie reagieren sie?
– Wir pflegen seit vielen Jahren gute Beziehungen zu unseren finanzierenden Banken. Natürlich reagieren auch sie auf die Situation, und das leider nicht sehr positiv – vor allem, weil wir einige finanzielle Kennzahlen nicht erfüllen. Infolgedessen wurden unsere Zinssätze erhöht. Eine Senkung würde uns helfen, daher planen wir Verhandlungen. Trotz der Verluste halten die Banken ihre Kreditlinien aufrecht und finanzieren uns weiter. Solange es keine gravierend negativen Entwicklungen gibt, gehe ich davon aus, dass die Finanzierung in diesem Jahr gesichert ist. In den kommenden Jahren könnten wir jedoch zusätzliche Unterstützung benötigen.
Sie erwähnten, dass Sie Verluste durch Rücklagen ausgleichen konnten. Aber das ist doch keine Dauerlösung…
– Genau. Dauerhafte Verluste sind nicht tragbar. Ein Jahr, vielleicht zwei oder drei – das ist möglich. Aber wir sitzen nicht untätig da – wir arbeiten aktiv an Lösungen. Wir haben sowohl an die slowakische Regierung als auch an EU-Institutionen appelliert, notwendige Maßnahmen zu ergreifen. Unsere Regierung könnte die energieintensiven Industrien unterstützen. Italien zum Beispiel hat den Strompreis für diese Branchen auf 60 Euro pro Megawattstunde gedeckelt, Frankreich auf 42 Euro. Die Differenz wird durch Subventionen für Energieproduzenten oder -verkäufer ausgeglichen. Wenn wir mehr als das Doppelte zahlen, können wir nicht wettbewerbsfähig bleiben. Ganz zu schweigen vom Wettbewerbsvorteil dieser Länder in Bezug auf Marktstellung, Beschäftigung und Rentabilität. Im Vergleich dazu stehen wir deutlich schlechter da. Wir werden sehen, ob unsere Regierung bereit ist zu helfen. Ich glaube, sie hätte die Mittel. Problematisch ist auch, dass wir EU-Fördermittel und Mittel aus dem Modernisierungsfonds zu wenig nutzen.
Gibt es bereits Gespräche über eine mögliche Unterstützung?
– Wir haben bereits Gespräche mit Regierungsvertretern geführt und schriftliche Anträge gestellt. Doch die politische Lage in der Slowakei ist sehr instabil. Es herrscht große Spannung zwischen Regierung und Opposition – und sogar innerhalb der Koalition. Wir hoffen, dass die Politiker diese Konflikte lösen und sich auf die Bedürfnisse des Landes, seiner Menschen und der Unternehmen konzentrieren.

Die Lage bei Železiarne Podbrezová ist schwierig. Wie sieht es mit den Tochtergesellschaften aus?
– Natürlich sind auch sie betroffen. ŽP EKO QELET und KBZ, die uns mit Stahlschrott beliefern, sind direkt mit der Metallurgiebranche verbunden. Sie verzeichneten letztes Jahr ebenfalls Verluste, wenn auch nicht so stark wie das Mutterunternehmen. Dieses Jahr verlief für sie bisher besser – sie handeln auch mit anderen Firmen und bearbeiten sowie verkaufen neben Schrott auch Nichteisenmetalle. Das hilft ihnen, Verluste durch andere Geschäftsbereiche auszugleichen. Ähnlich ist es bei ŽIAROMAT Kalinovo, das ebenfalls eng mit der Metallurgie verbunden ist.
Trotz weltweiter und europäischer Schwierigkeiten auf dem Rohrmarkt konnte unsere spanische Tochtergesellschaft Transmesa relativ gut abschneiden und im letzten Jahr sogar einen Gewinn erzielen. Ihre Dividenden werden uns 2025 unterstützen. Unsere Handelsgesellschaften erzielten ebenfalls solide Ergebnisse und konnten ihre Margen trotz leicht rückläufiger Umsätze halten. Für andere dienstleistungsorientierte Unternehmen steht nicht der Gewinn, sondern die Qualität der Leistungen für die Mitarbeitenden von Železiarne Podbrezová im Vordergrund.
Trotz der angespannten Lage wird weiterhin stark investiert. Warum wurden die Investitionen nicht gestoppt?
– Der finanzielle Druck ist spürbar, deshalb müssen wir zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten finden. Grund ist das große Investitionsvolumen. Für dieses Jahr planen wir Investitionen in Höhe von bis zu 24 Millionen Euro. Ziel ist es, unsere Wettbewerbsfähigkeit auf dem europäischen und globalen Markt zu sichern. Ohne Investitionen ist das nicht möglich. Diese Projekte helfen uns, Energie zu sparen und teilweise auch CO₂-Emissionen zu senken. Wir investieren auch in Automatisierung und Digitalisierung, um die Abhängigkeit von manueller Arbeit zu verringern. Wie gesagt: Es geht darum, wettbewerbsfähig zu bleiben. Wenn diese schwierige Phase vorbei ist, wollen wir bereit sein, unsere starke Position am europäischen Markt zurückzuerobern.
Was möchten Sie abschließend sagen? Gibt es Hoffnung auf bessere Zeiten?
– Jede Krise in der Vergangenheit hat irgendwann geendet. Die Wirtschaft verläuft in Zyklen. Die Frage ist nur, wie groß und tief der aktuelle Zyklus ist – und wie lange er dauert. Aber ich bin überzeugt, dass auch diese schwierige Zeit vorübergeht. Die Wirtschaft wird derzeit stark durch politische Entwicklungen in der EU und in unserem Land beeinflusst. Auch der Krieg in der Ukraine und die neue US-Regierung unter Donald Trump spielen eine Rolle – all das macht Prognosen schwieriger.
Trotzdem verfolgen wir im Unternehmen eine klare Vision. Angesichts unserer langjährigen Erfahrung und der Bedeutung von Železiarne Podbrezová für die Region und die gesamte Slowakei bin ich überzeugt, dass wir diese Phase überstehen werden. Dank unserer Investitionen hoffen wir, wettbewerbsfähig zu bleiben und eine erfolgreiche Zukunft für unser Werk zu sichern.
Autor (Quelle): Podbrezovan